Donnerstag, 23. Mai 2024

Unser Schreiben an...

Für euch einfach nur zur Info.  In unserem gestrigen Posting bereits "angerissen", haben wir die Thematik heute schriftlich per Mail an Erich Fenninger von der Volkshilfe gesendet. 

Sollten sich neue Infos ergeben, dann werden wir die natürlich mit euch teilen. 

Liebe Grüße 

Claudia und Jasmina 

#enthindert #pflegendeEltern #kindermitbehinderung 


***


Sehr geehrter Herr Mag.  Fenninger!

Sie zeigen großes Engagement und setzen sich für Menschen ein,  die gar nicht oder nur sehr schwer in der Lage sind dies selbst zu tun. Dafür von uns ein herzliches Dankeschön!

Wir wenden uns heute mit einer Problematik an Sie,  die kein Einzelfall ist und durchaus auch bekannt. 

Wir haben uns letztes Jahr,  mit Unterstützung der IG-Pflegende Angehörige und insbesondere von Birgit Meinhard-Schiebel, betreffend unserer Thematik an sämtliche Landeshauptleute und auch an das Sozialministerium inkl. Sozialminister gewandt.

Man hat uns mittels Rückmeldung zwar Recht gegeben,  die Situation verändert hat man aber nicht. Man weiß Bescheid,  trotzdem werden Eltern,  insbesondere Alleinerziehende weiterhin mit der Situation alteingesessenen und Betroffene massiv unter Druck gesetzt.

Worum geht es:

Da wird diskutiert über Kinder, die zu außerordentlichen Schülern werden, weil sie nicht genügend Deutschkenntnisse haben. 

Da wird diskutiert über Präventionsmaßnahmen, weil die Gewalt an Schulen massiv ansteigt.

Da wird über Inklusion diskutiert, obwohl es nicht einmal vernünftige Integration gibt.


Finde den Fehler.

Immer wieder bekommen wir Rückmeldungen, dass Kinder (insbesondere Kinder mit Behinderungen) schon im Kindergarten Probleme haben einen passenden Platz zu finden, auf Wartelisten landen und selbst im verpflichtenden Kindergartenjahr keinen passenden Platz bekommen. 

Sie können sich nicht aussuchen in welchen Kindergarten sie gehen, sie können sich nicht aussuchen an welche Schule sie gehen. Private Einrichtungen sind selten Optionen,  weil die nicht verpflichtet sind Kinder mit Behinderungen aufzunehmen. 

Medial bekommt man es sehr oft zu hören, wie schlecht es um öffentliche Schulen steht, wie schlecht es um die Bildung der Kinder steht. Kinder mit Behinderungen werden verpflichtend irgendwo hineingepfercht und sind dann mit teilweise massivem Mobbing konfrontiert. So kann man Kinderseelen natürlich auch brechen und Schuld sind dann grundsätzlich die unfähigen Eltern. 

Man hört immer von Kinderrechten und deren Umsetzung und Einhaltung und das eh alles getan wird.

Die Erzählungen von Eltern sprechen eine andere Sprache, nämlich in der Form, dass alles eigentlich eh noch viel schlimmer sei.

Ganz egal wie man es schön redet, um den heißen Brei redet und wie oft man es thematisiert. Es ändert sich nichts!!

Nach wie vor gibt es für Kinder mit Behinderungen zu wenige passende !!! Plätze, sowohl im Kindergarten, als auch in der Schule. 

Es gibt zu wenig passend und dafür ausgebildetes Personal und die Standorte sind oft quer über die Stadt verteilt. Da müssen dann Kinder schon mal ein bis zwei Stunden zusätzlich mit dem Fahrtendienst hin und her "schippern" und in Kauf nehmen oder die Eltern quer durch die Stadt fahren, weil es eben nur sehr wenige passende Angebote gibt und das oft weit draußen und am Rande der Stadt (das ist halt auch nicht unbedingt inklusiv).


Eltern erzählen uns immer wieder, dass deren Kinder bereits nach einer Stunde aus dem Kindergarten oder der Schule geholt werden müssen, weil sie es situationsbedingt dort einfach nicht länger aushalten. Insbesondere Kinder im Autismus Spektrum sind vermehrt davon betroffen und bei Problemen werden Eltern dann gebeten die Kinder abzuholen, sie werden suspendiert oder den Eltern wird nahegelegt, die Kinder möglichst rasch auf Medikamente einstellen zu lassen. 

Insbesondere für Alleinerziehende ist das dann eine massiv belastende Situation, wenn sie dann auch noch dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen müssen. 

Für betroffene Kinder kann es eine wirklich gute Lösung sein,  wenn sie nur stundenweise gezwungen werden in Kindergarten oder Schule zu verharren und aus Sicht von Pädagogen vollkommen logisch und klar. Auch Eltern können das, zumindest teilweise,  gut nachvollziehen,  aber es wird ihnen schwer gemacht damit umzugehen. 

Die zuständigen Stellen, stellen sich die Situation immer so leicht vor bzw. sind sie leider manchmal auch sehr desinteressiert.

Es gibt diesbezüglich auch immer wieder sehr positive Rückmeldungen über unglaubliches Bemühen, aber der Druck auf Familien mit einem Kind mit Behinderung steigt stetig an. 

In einigen wenigen Bundesländern,( lt. Sozialminister Wien, NÖ und Bgld.) müssen Eltern die ein Kind pflegen und betreuen, bereits ab Pflegestufe 1 , dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung stehen, wenn sie den überwiegenden Teil ihrer Zeit für die Pflege des Kindes aufwenden. Dafür gibt es auch die Möglichkeit der Selbstversicherung in der Pensionsversicherung. 


Problem 1: Die Bundesländer wissen nichts davon oderes ist ihnen egal. In Wien z. B. gilt die Regelung erst ab Pflegestufe 3, auch bei der Pflege eines Kindes. Das AMS ist logischerweise nicht zuständig und BH und MA wissen oft nichts davon oder sie wollen nichts darüber wissen. 

Problem 2: Die Zeit zwischen Verdacht einer Diagnose, der Diagnostik und der Diagnose selbst, dauert definitiv länger als die angegebenen 60 Tage von MinisterRauch, die es dauern dürfte und selbst nach der Diagnose dauert das Beantragen von den benötigten Beihilfen und der Pflegegeldbegutachtung noch monatelang.  

Problem 3: Kinder können deren Betreuungsplatz verlieren, wenn ein Verdacht auf z. B. Entwicklungsverzögerung, chronischer Erkrankung, auffälligem Verhalten etc. besteht und auch da handelt es sich leider nicht um Einzelfälle. 

Problem 4: Kinder werden aus dem eventuell bereits gewohnten Umfeld gerissen. Eltern stehen ohne Kinderbetreuung da. Insbesondere für Alleinerziehende eine Katastrophe, weil

Problem 5: die Existenzabsicherung mit Hilfe von Sozialhilfe dann nicht mehr möglich ist, weil an die "Bereitschaft zur Arbeit" gekoppelt.

Problem 6: nach der Kindergartenzeit, in die Schulzeit hinein, ändert und verbessert sich die Situation für Kinder mit Behinderungen nicht! Es bleibt dramatisch!!

Man weiß in den Bundesländern Bescheid, im Sozialministerium und sicher auch im Bildungsministerium. 

Was hat sich zum Besseren verändert? Bisher leider nichts!!!

Viele Versprechungen, viel Gerede und Schönfärberei,  die weder den betreffenden Kindern, noch den betreffenden Eltern in irgendeiner Weise helfen.

Das einzige was weiter aufgebaut wird ist Druck und eine starke Einschränkung der Lebensqualität und permanente Angst betreffend fehlender Existenzabsicherung. WirredenhiernichtvonArmutsgefährdung, sondern von absoluter Existenzbedrohung, die ganz einfach zu verhindern wäre!! 

Das Anstellungsmodell ist aus unserer Sicht trotzdem keine Option! Aber das ist ein anderes Thema. 

Wer noch nie ein Kind gepflegt und betreut hat ( völlig egal mit welcher Pflegestufe und welcher Behinderung), der sollte auch nicht einfach so drüber fahren und entscheiden dürfen. 

Vielleicht können Sie,  Herr Mag. Fenninger,  die Situation beleuchten und thematisieren, damit Familien mit behinderten Kindern,  insbesondere aber Alleinerziehende,  keine Angst mehr haben müssen mit deren Kindern auf der Straße zu landen und gleichzeitig ein wenig Druck zu machen,  dass endlich alle Kinder in diesem Land tatsächlich das Recht auf Bildung erhalten. 

Mit herzlichem Dank für's Lesen verbleiben wir mit freundlichen Grüßen 

SHG und Initiative ENTHINDERT 

Claudia Sengeis und Jasmina Urosevic

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