Donnerstag, 11. Januar 2024

Patrick erzählt...

Einfach nur "wow" für Deine Offenheit und Ehrlichkeit, lieber Patrick Stöffler ! Herzlichen Dank, dass Du Deine ganz persönliche Geschichte mit uns teilst. So können Betroffene vielleicht davon profitieren, aber auch Eltern, die deren betroffene Kinder durchs Leben begleiten, diese besser verstehen.

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Patrick, meine Geschichte ! Habt Mut wieder aufzustehen und es immer wieder zu probieren!


Mein Name ist Patrick , ich bin 27 Jahre jung und Autist.

Ich habe mich mein ganzes Leben anders gefühlt , mein Leben war auch immer anders. Damit meine ich das ich anders gefühlt habe, gespürt habe und einfach anders war als die anderen Kinder . Meine Kindheit war schön,  ich liebte meinen Kindergarten , meine Schule.  Damals sagte man ich sei aufgrund der Geburt Entwicklungsverzögert,  deswegen konnte ich nicht so gut lernen wie andere und brauchte einfach viel länger . Ich war in der Sonderschule und ich war wirklich sehr glücklich , zuerst in Kärnten und dann im 21 Bezirk in der Franklinstraße. Für mich war die Schule etwas besonderes , ich hatte tolle Lehrerinnen und ganz liebe Mitschüler . Niemals wurde ich gemobbt oder sonstiges,  eigentlich war es bei uns immer friedlich und ruhig . Mathe und Deutsch ist für mich sehr schwierig,  dafür liebe ich Geschichte und Geographie. Am liebsten war ich aber allein für mich und zu Hause traf ich mich nie mit anderen Kindern sondern wollte einfach nur mein Reich und meine Ruhe . Nach der Sonderschule machte ich dann sogar den ganz normalen Hauptschulabschluss  und startete eine Vollintegrative Lehre bei Wien work. Diese Lehre war für mich sehr sehr anstrengend aber auch schön . Die ersten zwei Jahre waren nicht wirklich ein Problem , ich hatte super Kollegen und einen sehr lieben Chef.  Dann sind wir auf einen anderen Standort  gewechselt und mit dieser Umstellung kam der psychische und der physische Stress für mich . Es war alles anders und ich konnte mich kaum daran gewöhnen . Ich habe mich überhaupt  nicht mehr wohl gefühlt . Die Berufsschule war dann für mich sehr anstrengend weil da hatte ich genauso  wie andere den ganz normalen Stoff und musste alles so lernen wie es jeder macht . Dies konnte ich aufgrund Deutsch und Mathe dann schon gar nicht mehr mithalten und versetzte mich dann immer mehr in einen Strudel aus wollen aber auch Stress.  Zu dem Zeitpunkt  veränderte ich mich dann und war unzufrieden, genervt, wollte nicht das man mir hilft , ich traf neue Freunde mit denen ich dann nur noch unterwegs war und eigentlich alles falsch machte was nur geht . Ich schaffte die LAP nicht und dann riß es mir komplett dem Boden weg. Damals meinte ich , Alkohol ist mein Retter und diese Freunde meine stütze.  Das war dann das Gegenteil,  ich konnte nicht mehr zu Hause wohnen weil ich mich nicht unter Kontrolle hatte und bekam eine Notfallswohnung . Ich hatte keine Interesse  mehr an meiner Familie,  wollte keine Hilfe und wurde Lebensmüde,  Alkoholabhängig , hatte schwere Depressionen . Nach 2 mal Entzug schaffte ich es aber das ich nach Ybbs zur Kur ging,  einmal 4 Monate und dann 6 Monate und ich lernte wieder mit mir selber klar zu kommen . Es dauerte 5 Jahre wo ich an mir gearbeitet habe und vieles geändert habe . Mein kleiner Bruder hatte dann die Diagnose Autismus und ich wollte mich auch testen weil ich eben mich so ähnlich fühlte . Ich bekam dann die Diagnose Autismus,  das war das erste Mal wo ich mich befreit fühlte.  Jetzt wusste ich , okay das hat einen Namen und damit kann ich gut arbeiten , mit mir selber . Ich versuchte dann Tagesstrukturen aber das passte für mich nicht,  ich fühlte mich da nicht wohl und fühlte mich als würde ich nicht dazu passen . Ich konnte auch nicht den ganzen Tag dort sein und es waren für mich zu viele Stunden.  Ich habe mit meiner Familie und meinen Freunden eine Struktur aufgebaut die für mich gut passt und jetzt mache ich alles damit mein Leben wieder gut verlaufen kann , das spontane bringt mich aus der Bahn und ich brauche fixe Zeiten für alles , dann kann ich auch gut denken. Jetzt arbeite ich an meiner Zukunft und ich bin glücklich wie es ist .  Danke an meine Familie und meine Freunde die immer an mich geglaubt haben und mir immer beistehen und helfen .

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Wenn auch DU uns an Deiner Geschichte teilhaben lassen möchtest, dann schreib uns bitte per PN oder Mail enthindert@a1.net

#enthindert




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