Donnerstag, 9. Mai 2019

Zusammenfassung - Diskussionsrunde zum Thema Wohnen

Ein herzliches DANKESCHÖN an Thomas Wetzinger


Themenabend der SHG Enthindert: Wohnen für Menschen mit Behinderung – 18, was nun? Welche Wohnformen gibt es und was ist die richtige Wohnform für mein Kind? Welche Ängste gibt es? Wie finde ich gemeinsam mit meinem Kind die beste Form des Wohnens? Wie gehe ich mit der Situation um, was kann mir dabei helfen?
 „Wie man’s macht, ist’s falsch“ – lassen Sie sich davon aber nicht entmutigen, sondern gehen Sie das Thema – einigermaßen – entspannt an!
Ihre Kinder haben die gleichen Ängste und Sorgen, sind verunsichert – gehen Sie offen damit um und helfen sich damit gegenseitig!
Meist ist die Frage nach einem Wechsel in eine Wohngemeinschaft eher ein „Wann“ statt ein „Ob“ – gäbe es denn Alternativen? Wären eventuell Verwandte, Geschwister bereit, die künftige Versorgung zu übernehmen? Wie sieht es mit deren Lebensplanung aus?
 Welche Wohnformen gibt es?
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen teil- und vollbetreutem Wohnen. (siehe FSW-Folder im Anhang) Inklusive Modelle sind im Entstehen, dabei wird z.B. in einer „normalen“ Wohngemeinschaft die Betreuung von einem Pool von (meist) Student_innen übernommen.. Meiner Meinung nach sind dabei aber noch viele Fragen ungeklärt, meist geht das auch nur bei geringem Pflegebedarf, usw. (ein Folder der Lebenshilfe Wien ist als Beispiel im Anhang)
 Was ist teilbetreutes Wohnen?
Im teilbetreuten Wohnen leben Menschen mit Beeinträchtigung in einer Wohngemeinschaft, einem Wohnverbund oder einer eigenen Wohnung. Sie erhalten dabei zwar Unterstützung, können ihr tägliches Leben aber weitgehend selbständig „meistern“. Näheres zu Voraussetzungen, Angeboten, Anbietern, Kosten usw. siehe im Anhang – FSW-Folder „Wohnen für Menschen mit Behinderung“
 Was ist vollbetreutes Wohnen?
Hier steht ständig eine Betreuungsperson zu Verfügung, es gibt auch einen Nachtdienst. In der Regel ist dafür aber der Besuch einer Tagesstruktur Bedingung. Die Betreuung ist umfassend und beinhaltet auch die Pflege. Näheres zu Voraussetzungen, Angeboten, Anbietern, Kosten usw. siehe im Anhang – FSW-Folder „Wohnen für Menschen mit Behinderung“
 Wie bekommt man einen Platz in einer WG?
Man benötigt zunächst eine Bewilligung vom FSW (Antrag und Voraussetzungen siehe Anhang). Seit 2019 teilt der FSW dann in 9 Leistungsstufen ein (Informationsblatt dazu ebenfalls im Anhang). Dann wählt man aus der Liste der Anbieter (zwei Listen dazu im Anhang). Diese haben wiederum eigene Aufnahmeformulare, die man leicht im Internet findet. Nach einem Vorstellungstermin kommt man meist auf eine Warteliste.
Bei den jeweiligen Anbietern erfahren Sie auch mehr zu den jeweiligen Angeboten, Zielgruppen, usw. In den jeweiligen Anmeldeformularen haben Sie auch einen Überblick zu den benötigten Grunddaten, die Sie in einer „Standardmail“ vorab zusammenfassen können. Diese lässt sich ev. gleich an mehrere infrage kommende Anbieter verschicken. Tipp: unter Umständen lohnt sich auch ein Anruf mit der Bitte, an wen man dieses mail schicken darf. Somit hat man schon einen tel. Kontakt hergestellt und vielleicht/hoffentlich eine Ansprechperson erfahren.
 Wie lange muss man warten?
Dazu hört man von „einigen Monaten“ bis zu „drei bis fünf Jahre“ alles Mögliche. „Lästig sein“, nachfragen zahlt sich – unserer Erfahrung nach – aus! Lassen Sie sich – auch von den bürokratischen Hürden – nicht entmutigen!
 Was ist eine „Kurzzeitunterbringung“ und wer bietet sowas an?
Zeitlich befristetes Wohnen oder auch „Kurzzeitunterbringung“ hilft Ihnen, falls Sie selbst erkranken und einen Krankenhausaufenthalt oder z.B. Urlaub benötigen. Auch zum „Ausprobieren“ wie sich das Wohnen in einer WG anfühlt, ist es geeignet. Allerdings sind die Anbieter, die Standorte und auch die verfügbaren Plätze sehr begrenzt. Mir bekannte Anbieter sind: Jugend am Werk (11, Hyblerpark) (Folder dazu im Anhang) Habit/Haus der Barmherzigkeit (11, Otto-Herschmann-Gasse) und früher auch KoMiT/Wohntrainingsgruppe LIBELLE – ich weiß leider nicht, ob das noch aktuell ist!?
 Wann ist „der richtige Zeitpunkt“?
Diese Frage ist eine der meistgestellten und am schwierigsten zu beantworten, weil sehr individuell und von vielen Faktoren abhängig. Es lässt sich schwer am Alter festmachen, Ihr Kind sollte aber für den Ablösungsprozess reif genug sein (also etwa zum Ende der Pubertät, welches durchaus verzögert sein kann!). Sie selbst sollten den gesamten Übergang auch noch aktiv begleiten können! Der Kontakt zu ihrem Kind endet ja nicht mit einem Wechsel in eine Wohnform, sondern bekommt nur eine andere Qualität (indem Sie Ihr Kind z.B. in Abständen zu sich holen, gemeinsam Urlaub machen, usw.). Bedenken Sie auch, dass – „im Falle des Falles“ – eine Notfallunterbringung zwar funktionieren wird. Dabei handelt es sich in der Regel aber tatsächlich um eine Unterbringung, wo die Versorgung, nicht aber eine entsprechende Betreuung gewährleistet ist (Stichwort Pflegeheim, usw.).
 Wie erkenne ich eine „gute WG“?
Die zweithäufigste Frage und mindestens ebenso schwer zu beantworten. Zunächst einmal müssen Sie sich gemeinsam mit ihrem Kind für einen Anbieter und einen Standort entscheiden. Was für Sie „wichtig“ und „schön“ ist (großer Garten, helles Zimmer, usw.), muss nicht zwingend auch für Ihr Kind gelten!
Es gibt große und kleine Anbieter – jeweils mit Vor- und Nachteilen. Große Anbieter haben meist viele Standorte, ev. unterschiedliche Schwerpunkte, „wirtschaftliche Sicherheit“; sie sind aber auch nicht auf jeden Kunden „angewiesen“, die „Wege“ zwischen Verwaltung/Leitung und Standortbetreuern sind oft „weit“, usw. Kleinere Anbieter sind meist spezialisiert, wirken mitunter familiärer. Sie haben aber meist wenig Standorte und verfügbare Plätze. Wenn sie sich am „Markt“ nicht behaupten können, verschwinden sie ev. auch wieder so schnell wie sie entstanden sind – sie „tun sich finanziell“ deutlich schwerer. Ein Kriterium ist auch die Fluktuation im Betreuerteam. Häufige Wechsel sind in der Regel ein Anzeichen dafür, dass irgendetwas „nicht passt“! (unter besonderer Berücksichtigung der Arbeitszeiten kann man aber meist nicht Tageswerkstätten vergleichen). Grundsätzlich steht und fällt eine gute WG mit dem Team und der Leitung – der Ruf des Anbieters allein reicht nicht aus!
Falls Ihr Kind (noch) nicht in einer Wohngemeinschaft lebt, Sie aber stundenweise zu Hause Unterstützung benötigen, kann Ihnen der FSW Kontakt zu entsprechenden Angeboten geben. Bei dem von mir genannten Klienten kommt der Helfer von „Caritas & Du“, davor war der Anbieter Caritas socialis. Das Angebot richtet sich anscheinend nach der Pflegestufe und ist kostenpflichtig!
Was gibt es noch zu beachten? Das Wohnen deckt einen grundlegenden Bereich des eigenen Lebens ab. Zusätzlich wird in einer WG auch für die Freizeitgestaltung gesorgt oder dabei unterstützt. Bei manchen Anbietern ist es auszumachen, ob z.B. Arztbesuche weiterhin von den Eltern oder Betreuern begleitet werden. Es gibt dann z.B. „Module“, die zugekauft werden können (z.B:. „Standard plus“ bei assist). Es empfiehlt sich auch, beim Eintritt möglichst viele Rahmenbedingungen (Verantwortlichkeiten) zu klären! Wie verändert sich die finanzielle Lage? Zusätzlich zu den Auswirkungen beim Pflegegeld sind oftmals Eigenbeiträge zu leisten! Viele (vor allem die großen) Anbieter sind naturgemäß daran interessiert, dass auch die eigene Tagesstruktur besucht wird – dies kann dazu führen, dass man bei einem WG- (Anbieter-) Wechsel auch den Arbeitsplatz wechselt.

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